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Redaktioneller Beitrag (Auszug) aus ART PROFIL, Heft 1 2007 > Rubrik: ATELIER UND WERKSTATT

A T E L I E R  U N D  W E R K S T A T T

Das Informal in der zeitgenössischen Kunst

- Karin Planker und ihre Bilder

Art Profil 1-2Das Informal ist eine Stilrichtung in der modernen Malerei, die sich etwa ab 1950 in Europa zu etablierten begann. Mit der informellen Malerei in Deutschland ist der Name des 1999 verstorbenen Malers Emil Schumacher eng verbunden. Er gilt als Pionier dieser Richtung. Aber parallel zu Schumacher gab es unterschiedliche Künstler, welche die informelle Malerei um spannende Akzente bereichert haben. Trotz all der Verschiedenheit unter den einzelnen Positionen innerhalb dieser Strömung gibt es wesentliche Gemeinsamkeiten wie zum Beispiel

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die Tendenz, dass festgelegte Strukturen (Formen) bewusst vermieden werden. Die fließende Farbe steht für sich selbst. Die Assoziationen oder Interpretationen werden dem Betrachter überlassen.

Dem Künstler kommt es darauf an, seine Komposition möglichst ungewollt, spontan und natürlich erscheinen zu lassen, so als habe hier die Hand des Künstlers nichts beigetragen.

Ein weiterer wesentlicher Punkt, der die informelle Malerei ausmacht, ist das Zusammenspiel von Konstruktion und Destruktion. Schumacher ging sogar so weit, bereits begonnene Bilder gewaltsam zu verändern, um so der Komposition eine neue Richtung zu geben. Durch solche Eruptionen werden die Kräfte spürbar, die auf das Bild einwirken. Das Ergebnis unterscheidet sich oftmals nicht von zufälligen Phänomenen wie die von Wind und Wetter bewirkten Zersetzungsprozesse an Häuserwänden zum Beispiel. Eine solche, von Zeitspuren gezeichnete Häuserwand war es auch, die Karin Planker zum Malen inspirierte.

Karin Planker ist eine „ Informelle “ aus unserer Zeit. Sie wurde 1952 in Heinsberg (NRW) geboren und malt seit den 70er Jahren. 1997 studierte sie Malerei am Kunstinstitut Bochum.

Dieses Studium schloss sie 2001 als Meisterschülerin bei Professor Qi Yang ab. Ihre Kunst hat sich seit dem Studium permanent weiterentwickelt.

„ Ich male nicht nach einem Schema“, erklärt sie. „ Ich bin sehr experimentierfreudig und offen für alle möglichen Materialien, die ich ausprobiere und auf ihre Tauglichkeit für meine Malerei prüfe.“

Dieses Experimentieren schließt natürlich auch die Gefahr des Scheiterns ein. Dessen ist sich die Künstlerin durchaus bewusst. Sie kalkuliert das Scheitern ein: „ Misserfolge sind ein Teil meines Schaffens “, gesteht sie. „Ein gewisses Risiko, Bilder zu zerstören, ist immer dabei.

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Die Bilder, die die Phase der Zerstörung überlebt haben, sind oft zum Schluss die interessantesten. Die Leinwand wird zum Spielfeld diverser Impulse, die nicht auf die Darstellung abzielen, sondern die Energie des Malaktes selbst zur Wirkung bringen.

Karin Plankers Malerei fällt auf, weil die Farben und die fließenden Formen auf den Betrachter ein stark suggestive Wirkung ausüben. Bewusst vermeidet sie geometrische Flächen und gerade Linien. Dadurch wird jeder Statik durchbrochen. Experimentell, durch vielfältige unterschiedliche Techniken, erzeugt sie Farbverläufe, die an abgeblätterte Farbschichten oder Rostpatina erinnern.

Keines ihrer Werke entsteht in einem Wurf. Man bemerkt unterschiedlich Ansätze und Neubearbeitungen, die zeitlich auseinander liegen. Auf eine intensive Arbeitsphase am Bild folgen Phasen der Reflexion, der Veränderung durch Abkratzen oder Wegschaben und des neuen Beginnens. Durch die Beimischung von verschiedenen Materialien und reinen Pigmenten erzeugt sie sprechende Oberflächen. Es entsteht ein Kolorit, das der Wirkung natürlicher Erosionsprozesse gleichkommt.

Durch die unterschiedlichen Arbeitsphasen, die im fertigen Gemälde sichtbar bleiben, entstehen zahlreiche, sich überlagernde und immer wieder durchdringende, schrundige Farbflächen.

 

Diese einzelnen Schichten überlagern sich wie Sedimente in der Natur. Wie beim natürlichen Zersetzungsprozess entstehen auch hier Risse und Löcher, durch die hindurch liegenden Farbschichten leuchten. Diese so erzeugte Tiefenwirkung gibt den Bildern eine zusätzliche Ausdruckskraft.

Besonders eindrucksvoll kommt diese Tiefenwirkung bei den Diptychen von Karin Planker zum Ausdruck, wo farblich und strukturell verwandte Bilder nebeneinander hängen und sich wechselseitig in ihrer Wirkung begünstigen,

Karin Planker stellt seit 1990 öffentlich aus. Neben städtischen und privaten Galerien war sie auf internationalen Kunstmessen wie zum Beispiel der Art Multiple in Düsseldorf vertreten. 2000 / 2001 wurden ihre Arbeiten für eine internationale Ausstellung in der Volksrepublik China ausgewählt. Diese Ausstellung wurde in verschiedenen chinesischen Großstädten gezeigt.

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Für ihr künstlerisches Schaffen erhielt Karin Planker mehrere angesehene Kunstpreise.

 

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